Wovon ich träume

Wie steht die offizielle Schweiz zur Sexualbegleitung? Gibt es Sex auf Krankenschein?

Wovon ich träume

Beitragvon Arturo » Do 21. Nov 2013, 20:50

Wovon ich träume

Liebe Isabelle,
Sehnsuchend habe ich Ihre Webseite immer wieder durchgesehen, staunend,
bewundernd, erotisch angeregt und angesprochen. Sie haben wirklich eine magische Ausstrahlung. So habe ich mich auch auf der Forum-Seite registriert und die verschiedenen Stellungnahmen gelesen. Leider finde ich für die Frage, die mich beschäftigt, keine Antwort.
Darf ich Ihre Zeit mit meinem Anliegen beanspruchen? Ich weiss, dass ich mit meiner Frage nicht allein bin. Vielleicht könnte Sie mit Ihrem Hintergrund und Ihrem Wunsch einen Beitrag zu leisten, vielen Menschen helfen. Ich versuche mich klar und möglichst kurz auszudrücken.
Wer bin ich: Ich bin ein recht betagter Mann. Gesund. Gebunden. Man sagt von mir ich sei ein Intellektueller, also ein Wahrheitsuchender, ich habe eine mehrfache, akademische Ausbildung, reiche Erfahrung in internationaler Beratung (Organisationspsychologie und Konfliktlösung), wohne nach internationaler Tätigkeit und einen recht verrückten Leben in Luzern.
Was beschäftigt mich: Ich empfinde ein sehr starkes Bedürfnis nach Zuwendung und Berührung, erotisch, aber nicht unbedingt nach Sex, vielleicht einfach nach Streicheleinheiten, nehmend und gebend, die mir mein ganzes Leben meist versagt blieben. Solange ich meinen beruflichen Aufgaben nach ging, konnte ich dieses Bedürfnis meist sublimieren.
Verschiedene Einschränkungen verhindern eine Lösung:
• Ich bin zwar physisch für mein Alter sehr gesund, geistig heiter und sehr aktiv, aber nicht mehr sehr mobil und in hektischen Situation schnell ermüdend.
• Ich bin einsam geworden, viele Freunde sind weg oder unerreichbar.
• Ich bin gebunden aber durch die Bindung sehr eingeschränkt (Krankheit, Einstellung; Abhängigkeiten, Unberührbarkeitsgefühl nach Krebs uns Amputationen).
• Zeitliche, Verpflichtungen in Haus und Haushalt und finanzielle Einschränkungen
Wovon ich träume: Gelegenheit zu Begegnung mit einer reifen Frau, die gerne küsst, kuschelt und gekonnt berührt uns ich gerne berühren lässt. Gelegentliche treffen zur gegenseitigen Entspannung und lustvollem Vergnügen
Ich möchte meiner Frau auf keinen Fall weh tun. Sie ist eine liebevolle Partnerin, wir sind mehr als 50 Jahre verheiratet. Ich war nicht ein pflegeleichter Ehemann und habe sie oft allein gelassen und voll in meinem Beruf eingesetzt und nicht gekonnt die erotische Seite unserer Beziehung gepflegt.
Ich sage bewusst „wovon ich träume“, ich werde auch ohne die Verwirklichung des Traumes heiter bleiben. Aber ich träume intensiv und bin sicher, dass ich nicht allein bin, dass es vielen Frauen und Männern so geht.

Haben Sie mit ihrem Beziehungsnetz Kontakt in Luzern; wo ich anknüpfen konnte?
Sind Sie interessiert die Sache zu verfolgen, dann kann ich mehr dazu schreiben.

Mit herzlichem Gruss
Arturo
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Re: Wovon ich träume

Beitragvon Isabelle » Sa 23. Nov 2013, 16:10

Lieber Arturo

Danke für Deine offenen Zeilen, merci für die „Blumen“ Frau weiss sie zu geniessen und schätzen..schön hast Du den Weg gefunden..und Mut gehabt zu schreiben..
…die Belohnung, dass man jeweilen den Mut hat das zu tun was einem das Herz flüstert sind einmalige Erfahrungen...


..die Sexualität versinkt im Dornröschenschlaf…

„Es“ betrifft so manchen Mann, doch die Ängste wie, nicht gesellschaftskonform zu sein oder bestehendes zu gefährden, hält so manchen davon ab, sich auf den Weg zu machen und nach Lösungen zu suchen..…
Dass es zahlreiche Männer geben muss, habe ich auch schon immer geahnt, dass es jedoch so viele Betroffene gibt, wurde mir erst in den Jahren meiner Tätigkeit bewusst, die Dunkelziffer ist erschreckend hoch. Und dies ist eine sehr traurige Bilanz.
Die Lebensgeschichten dieser Männer ähneln sich…Ausbildung, Karriere, Familie, …nach der Geburt des ersten Kindes wollen viele Frauen gar nichts mehr wissen (oft ein Zeichen dafür, dass sie noch nie die Erfahrung wundervoller intimer Begegnungen machen konnten, unten rum ist für Mädchen vielfach noch tabuisiert, daraus entsteht nicht Wissen, sich nicht kennen) ..die Sexualität versinkt im Dornröschenschlaf…Flucht in Sport und Job…doch irgendwann holt einem die Sehnsucht nach Zärtlichkeit trotz allen Verdrängungsmechanismen ein…


..je älter desto gehaltvoller…


Nun kommt ein weiteres handicap hinzu, ihre Sexualität ist irgendwo in den „Kinderschuhen“ stecken geblieben, die Erfahrungen fehlen und das so gehaltvolle, wie wir es doch auch bei reiferem gut gelagerten Wein zu geniessen wissen, fehlt..
Dies kann sich in Unsicherheit im allgemeinen, wie auch im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht äussern, vielfach zu Libido und Dysfunktionen führen, denn Mann ist ein äusserst sensibles Wesen..
Und so finden dann manche Männer mit ihren Libido Problemen den Weg zu mir..


..das Potential authentisch gelebter Lust…


Sexualität ist einer der stärksten (Ur-) Triebe die es gibt auf unserer Erde...wird diese in irgend einer Form verhindert fühlt sich Mensch in seinem Tun und Wirken mitunter ganz schön behindert..kein Wunder also, dass Du Dich getrieben fühlst auf der Suche nach Lösungen..und diese Lösung sind nicht nur eine theoretisch intellektuell abgehandelte Sache ...

Erfüllende Sexualität will gelebt, gefühlt und ausgedrückt werden, sie will eine Form bekommen und ganz wichtig, zwischendurch ein vis à vis, um das Schöne zu teilen, zu reflektieren..

Nun was tun, gelebte, authentische Lust birgt ein riesiges Potential: es ist ein effektives Mittelchen zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, unabhängig der kognitiven Fähigkeiten. Und wer hat nicht die Sehnsucht sich zu entfalten, sich gut und ganz zu fühlen, die Stärke in sich selbst zu finden, glücklich zu sein.…

… ich spreche hier nicht von medienorientiertem Sex sondern vom ganz persönlich gelebtem sexuellen Fingerprint…

und als positive Nebenwirkung ein echtes Antidepressiva, Anti Agressionsmittel…zugänglich für jeder Mann/Frau gleich welchen Standes..…

Loslassen, sich hingeben, die eigene Grenze auflösen.. die einen gehen dafür ins Kloster, was zugegebenermassen auch sehr reizvoll ist, die anderen geben sich vertrauensvoll einem Schmetterling der Nacht hin.. der Intellekt verstummt und schafft Raum der Fantasie… damit die Leidenschaft die Chance bekommt zu kommunizieren… abtauchen ins Unendliche ... Erotic passioné!


...Erlaubnis zum fremd-gehen??...

Dass ein Partner alleine nie in allen Bereichen die eigenen Interessen und Bedürfnisse teilen bzw. reflektieren kann liegt wohl auf der Hand…und manchmal trifft es eben auch gewisse Bereiche der Lust. Nur langsam trauen sich Psychologen und Hochschulabgänger dieses Thema öffentlich aufzugreifen, die Gesellschaft schonend wachzurütteln aus ihrem Märchenschlaf…es ist eben so ganz und gar nicht Konform..

Ich möchte hier auch das Thema „Fremdgehen“ erwähnen und gleich die Frage in die Runde werfen was ist fremdgehen, wo fängt Sexualität an und wo hört sie auf? Soll ich lieber Antidepressiva schlucken, mich mit Alkohol zuschütten um gesellschaftskonform zu bleiben? Offenbar wählen viele Männer einen anderen Weg, denn sonst gäbe es nicht so viele Sexarbeiterinnen.

Für mich ist Sex ganz einfach eine erweiterte Form der Kommunikation…


...Beziehungsnetz...


Lieber Arturo, ich weiss es gibt einige Frauen da draussen in der Welt, die mir ähnlich sind, und bei denen Du Dich wohlfühlen könntest, doch habe ich bis jetzt nur ein paar davon gefunden und die sind auf anderen Kontinenten zu Hause…

Noch kann ich Dir niemand persönlich in Luzern empfehlen…noch nicht…

Herzlich
Isabelle

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Re: Wovon ich träume

Beitragvon Arturo » So 24. Nov 2013, 15:10

Isabelle, ganz herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Weisst Du an Wissen, an Ideen, auch an vielen positiven Erlebnissen und Erfahrungen fehlt es mir nicht, habe ich doch ein wunderbar reiches und erfüllendes Leben gehabt. So sollte ich eigentlich im hohen Alter in Besinnlichkeit und Ruhe abtauchen können. Die Urkraft der Erotik hält mich aber hellwach, kreativ auf vielen Gebieten, beim Schreiben, beim Kochen und mehr. Ich verwöhne damit die Menschen die mir lieb und gut sind. Man sagt mir auch nach, dass ich ein starkes Charisma ausstrahle und auf andere wirke und ihnen wohl tue. Entsprechende Rückmeldungen geben mir immer wieder die Kraft meine Heiterkeit zu bewahren.
Scheinbar bin ich aber trotz Erfahrungen, einer gewissen abgeklärten "Weisheit", die andere an mir schätzen, doch noch energetisch aufgeladen. dass mich das Bedürfnis nach berührt werden und Berühren nicht mehr juckt (im Kopf und im Körper).
Ich habe verschiedene Möglichkeiten um manches drängen zu sublimieren, aber manchmal sticht halt den Alten Esel doch der Hafer und da hilft der Kopf gar nicht.

Danke dir auch für das schöne Zitat von Brassens, den ich seit Jahrzehnten sehr verehre, 9 Langsspielplatten habe ich meiner Tochter geschenkt, die sie sehr gern hat.
Ich wünsche Dir ein gute Zeit und freue mich wieder Dich bald wieder lesen zu dürfen.
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Re: Wovon ich träume

Beitragvon Rita » Di 7. Jan 2014, 17:38

Ich denke wir können froh sein, dass sich die Schweiz oder besser gesagt unsere Gesellschaft mit den Jahren in Sachen Sexualität doch etwas mehr geöffnet hat als anno dazumal. Die Niederlande waren schon früh ein gutes Beispiel was Behinderte und Sexualität anging. Als ich vor ca. 38 Jahren begann, mich um die Sexualität mit Behinderten zu interessieren, war das alles andere als prickelnd. Es wurden jede Menge Steine in den Weg gelegt, was schon damit begann, dass man schon gar nicht darüber sprach. Geschweige denn es auch tat. Wenn in der Öffentlichkeit darüber gesprochen wurde, dann nur mit vorgehaltener Hand.

Es brauchte sehr viel Herzblut und unzählige Gespräche mit Angehörigen, Heimleitern usw. um zu dem Stand zu gelange, den wir heute geniessen dürfen. Nach den ersten privaten Besuchen bei einem Behinderten hatte ich den Gedanken, mich mit den Behörden zusammen zu setzen und eine einigermassen humane Regelung der Bezahlung auf die Beine zu stellen. Als Antwort kam damals eine Einladung zu einem Podiumsgespräch (heute nennt man das eine Talkshow). Okay, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! Die Rita folgte dieser Einladung. Und so sass ich als 22jährige Sexarbeiterin dann mit Ärzten, Psychologen, IV-Gurus, Krankenversichungsmannen, einem Pfarrer und einem Vertreter vom Vater Staat zusammen. Das war ja vielleicht ein illustre Runde! Man war sich in vielen Punkten einig: etwas musste geschehen. Aber wie? Jaja die Debatte wurde zeitweilig schon etwas hitzig. Aber das Fass zu überlaufen brachte ein Satz dem Staatsheini: ich weiss nicht, warum man Behinderten überhaupt so etwas ermöglichen sollte. Es geht ja eh nix mehr!! Huch... was sollte das nun heissen? Es war schlagartig mäuschenstill im Raum. Das konnte ich so nicht hinnehmen. Mit einem Ruck stand ich auf und stelle mich vor diesen älteren Herrn im dezenten dunkelgrauen Anzug. Ich stellte mich vor ihn hin und sagte zu ihm, dass jeder Mensch ein Recht auf Wärme, Zuneigung und vielleicht sogar Liebe habe. Ich würde ja niemandem schlechtes wünschen, aber ihm wünschte ich nur einmal in dieser Situation zu sein, diese Gefühle nicht mehr zu spüren. Und ich könne ihm sagen, wenn er dann zu mir käme, dann bekäme er von mir alles andere als Wärme und Zuneigung. Tia und dann rauschte die Rita hocherhobenen Hauptes Richtung Ausgang. Draussen musste ich mich zuerst einen Augenblick sammeln, bevor ich weitergehen konnte. Normaler war ich immer beherrscht, aber das war irgendwie doch der Hammer! Ich wollte ja nur erreichen, dass man vielleicht auf einen gemeinsamen finanziellen Nenner kam. Okay, vielleicht würde ich heute etwas milder reagieren, aber nur etwas...

Seit dieser Zeit habe ich meine eigene Preispolitik. Viele Behinderte besuche ich unentgeltlich, wobei mir die meisten einen symbolischen kleinen Betrag geben. Natürlich erhalte ich auch sehr viele selbstgebastelte Geschenke, was mich immer sehr berührt. Es liegt mir fern, auf diese Weise zu bereichern. Wenn ich andere glücklich machen kann bin ichs auch. So einfach ist das.
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Re: Wovon ich träume

Beitragvon Isabelle » So 19. Jan 2014, 19:53

Rita, Du beeindruckst mich!

Dein Verhalten bringt mich zum schmunzeln und ist mir so vertraut, auch wenn das Thema resignierend ist.

Ich freue mich auf alle Fälle, Dich endlich persönlich kennen zu lernen...

Herzlich

Isabelle
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Re: Wovon ich träume

Beitragvon Rita » Do 23. Jan 2014, 12:50

Hey Isabelle

Danke für die "Blumen". Auch ich freue mich, Dich näher kennenzulernen.

Bis bald... Herzlichst Rita
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Re: Wovon ich träume

Beitragvon Isabelle » Mi 5. Feb 2014, 19:23

Liebe Rita

Wie kann ich Dich erreichen, ist Deine Mailadresse noch aktuell?

info@..

Herzlich
Isabelle
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Re: Wovon ich träume

Beitragvon ursli » Mi 26. Feb 2014, 22:05

Liebe Isabelle
Dein Beitrag auf Arturo's "wovon ich träume" hat mich angesprochen. Du fragst in die Runde, was ist fremdgehen?
Ich habe damit auch meine Probleme, bin ich doch seit fast 40 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Allein mein Sexualleben ist im ehelichen Bereich dürftig bis mager.
Da ich seit Jahren gewisse Probleme hatte (zu eng), liess ich mich mit 60 noch beschneiden. Eine Erlösung. Nur hält da meine Partnerin nicht mit.
Sie ist glücklich mit ein wenig Petting seit Jahren?!? Austausch von Zärtlichkeiten oder Massage mag sie nicht. Dazu kam dann eine leichte Schwäche bei meiner "Standhaftigkeit".
Somit bin ich dann nach Treue seit der Eheschliessung vor ein paar Monaten in einem Tantra Etablissement gelandet, was für mich ein ganz neues Erlebnis war. Es war natürlich kein Tantra sondern dazu ganz normaler GV. Ein tolles Erlebnis, wenn auch da mit fehlenden Durchhaltevermögen, aber die Streicheinheiten waren toll. Das kleine Problem konnte ich mit Sildenafil beheben.
Nun ist ein ständiger Wunsch da, diese Zärtlichkeiten und andere sexuelle Erfahrungen zu erleben.
Doch ist nun die Problematik das Gewissen, resp. eher die Angst, die Partnerin könnte etwas merken.
Also alles tarnen wie bei einem echten Seitensprung.
Ist ein Besuch bei Dir oder einer anderen Dame nun wirklich nur mit schlechtem Gewissen zu erleben, oder gibt es Erfahrungen, die bestätigen, dass eine solches Abenteuer nicht in die Zone fallen muss, wo sofort nach Scheidung geschrien wird? Was denkst Du?
Was meint die Runde, die in der gleichen Situation steckt?
Freue mich über weitere Diskussionsbeiträge.
Euer
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